Jostein Gaarder

Literaturfestival Berlin

Feed Your Imagination
Moderation: Friedbert Stohner
„Vor unseren Augen erhebt sich eine Schöpfung. Bei helllichtem Tage. Das ist unerhört! Eine Welt rollt aus dem Nichts hervor! Und dann gibt es Leute, die behaupten, sich zu langweilen! Gebt ihnen Bücher! Gebt ihnen Fabeln, an denen sie ihre Kräfte messen können!“
Erfolgsautor Jostein Gaarder spricht in seinem Vortrag von den Geheimnissen, Wundern und Mysterien der Neugier und des Schreibens und lässt die Wirklichkeit zu einem Wunder werden.
Anschließend Dialog mit dem Publikum.

Die Zuhörer

Viele Jugendliche Zuhörer sind im großen Saal, eine dicke Jugendliche mit Block in der Hand – mir fällt spontan keine dicke Schriftstellerin ein.

Der Einheizer

Zu Beginn spielt eine junge Frau auf der Harfe ein Stück von Deborah Hanson, Entführung in eine Fabelwelt …

Jostein Gaarder

kommt auf die Bühne, sofort wird er von einem Zuhörer schreiend als »Antisemit« beschimpft. Gaarder versucht mit ihm in einen Dialog zu treten, aber dieser schreit weiter »schaut bei google nach Gaarder und Antisemit«. Kommunikation lässt er nicht zu, auch als Gaarder sagt »Auch in der Uno lässt man jeden erst einmal reden.«

Antisemit?

Aber nicht jeder lässt jeden reden und der Zuhörer beschimpft Gaarder weiter. Das Publikum hat genug, klatscht, überklatscht das Gekreische des Schimpfenden – bis er mehr oder weniger freiwillig geht …


Gaarder löste Anfang August 2006 durch seinen Kommentar „Gottes auserwähltes Volk“ („Guds utvalgte folk“) in der norwegischen Zeitung Aftenposten [1] eine Kontroverse aus.

Pauschale Verurteilungen des randalierenden Zuhörers und von dem empörten Gaarder (in „Aftenposten“), es ist eben leichter Schwarz oder Weiß zu sagen als in eine lange Kommunikation zu treten. Weitere Artikel dazu: z.B. Spiegel, Die Welt, Stern

Gaarders Vortrag

viele Kulturen sind ohne Bücher ausgekommen, aber sie hatten die mündliche Überlieferung. In unserer modernen Gesellschaft fehlt die orale Erzählung, deshalb sind wir angewiesen auf Bücher. »Was wir brauchen ist die gute Erzählung – sie erreicht uns!«
Gaarder mit großen Gesten, viel Spaß beim Vortrag, ein Lehrer vor Kindern, wie seine Bücher, z.B. war mir »Sofies Welt« zu langweilig, andere Bücher kenne ich (noch) nicht von ihm (demnächst vielleicht einmal »Der Geschichtenverkäufer« lesen)

Worte zaubern

seiner Emphatie kann man sich schwerlich entziehen, wie ein Zauberer schaut er auf sein Blatt Papier und zaubert scheinbar mühelos die Worte hervor – oder wie ein Komponist. »Alle Menschen, wir alle haben Geschichten. Lassen Sie einen Menschen anfangen zu erzählen.«
Die Frau vor mir schaut bei jedem Geräusch ängstlich zurück, ob der Schreier noch einmal kommt, ob noch schrecklicheres geschieht?

Bücher zaubern

»Das Buch ist das wichtigste Medium für eine Geschichte«, naja manchmal etwas platt … – aber es soll ja auch ein Vortrag für Kinder und Jugendliche sein, er will fesseln und gefallen.
Gaarder Plädoyer für das Lesen »Ein Buch verschlingt uns mit Haut und Haar.«, im Gegensatz zum PC, zum Internet. Weiter versucht er sich als Medium, als Zauberer, der das Buch retten will.
»Klatschgeschichten umgeben uns, sind aber mit der nächsten Zeitung vergessen. Aber warum auf Klatschgeschichten warten – selbst Geschichten schreiben!« Denn echte Erlebnisse werden uns von den Medien genommen.

Das Buch ist nicht verloren

»Ich habe sogar erlebt wie ein hochgradiger PC-Junky entgiftet werden konnte, man gab ihm Harry Potter zu lesen … Aber man wird notwendigerweise nicht satt wenn man nur ein Buch gelesen hat», sein Vortrag ist schon witzig »Vielleicht hat sich die Gesellschaft ein Husten oder eine Grippe geholt.« Und Gaarder sieht eine positive Tendenz zum Lesen hin, vielleicht naiv? vielleicht weil er es so will?

Plädoyer für’s Vorlesen

in der Familie »es muss wie Zahnhygiene sein«. Eine Mutter sagt »Ich habe keine Zeit vorzulesen« Das Kind sagt »Aber ich habe Zeit!« Natürlich ist es zeitraubend ein Kind zu haben, eine Paarbeziehung, zu lesen, es ist eben zeitraubend zu Leben!

Bücher-Energie

»Bücher sind eine Wärmequelle«. Als Kind fühlte Gaarder die Welt als ein Märchen, die Erwachsenen aber wollten ihm vormachen, als ob die Welt etwas selbstverständliches wäre. »Ich wollte nie so ein Erwachsener werden, die dei Welt als normal ansehen, so wie sie ist.«

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