Iman Humaidan

Literaturfestival Berlin

Moderation: Barbara Wahlster
Sprecherin: Susanna Kraus
Aus der Perspektive von vier Frauen erzählt Humaidans erster Roman „B wie Bleibe wie Beirut“ von den Schrecken des Bürgerkriegs und der modernen, multikulturellen Gesellschaft im Libanon. Kämpferisch, doch nicht heroisch, erleiden sie Gefahr und Verlust, ohne diese zu akzeptieren. Mit ihrem ruhigen, poetischen Duktus findet die Autorin einen eigenen Ton in der zeitgenössischen Literatur ihres Landes.

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ein Marmorstein, gefestigt, schwarze Haare, wie gemeisselt ist jede Pose – ruhig und gefasst. Sie nimmt ihre Uhr ab, Zeit zum Lesen.

Die Lesung

Zunächst liest Humaidan selbst aus ihrem Roman „B wie Bleibe wie Beirut“ vor, in arabischer Sprache. Arabisch hört sich zerhackt und gleichzeitig melodiös an, starke fast verschluckte h-laute. Hinter mir sitzen zwei Libanesen, immerhin sie verstehen es.

Exil

Kraftvoll liest sie, weich und hart, fast emphatisch. Über eine junge Frau, die bei ihrer Tante aufwächst, mit der Sehnsucht nach ihrer Mutter, die im Exil lebt. Die junge Frau wächst fast ohne Männer auf, eine Chance, die Männer sind im Krieg. Die junge Frau fragt sich, wie ein Mann, der böse ist, wohl reagiert, so wie ihre Tante?

Die Vorleserin

Die Schauspielerin Susanne Kraus liest, liest gut, verhaspelt sich aber immer wieder – das nervt, wahrschienlich hat sie keine Anmerkungen für’s Lesen zum Text gemacht, oder liest sie den Text jetzt erst zum ersten Mal?

Die Schriftstellerin

Humaidan erzählt über ihr Buch, über die Zeit in der sie lebte, ihr Blick wird dabei ängstlicher, ruheloser und trauriger. Sie blickt nach Innen und würde wohl am liebsten gleich wieder schreiben anstatt reden zu müssen über das Unfassbare. Die Erfahrungen der Frauen ohne Männer in dieser Zeit waren wichtig.

Flucht

Sie war Anfang zwanzig als der Krieg ausbrach, Schreiben war für sie Flucht aus der Wirklichkeit, verarbeiten von Trauer. Mit 14 hat sie schon angefangen zu schreiben, aber erst während des Krieges hat sie angefangen zu veröffentlichen. Im Krieg lebte jeder Familienangehörige in einem anderen Gebiet, ihr Mann, ihre Familie, so war sie oft für wenige Kilometer sechs Stunden unterwegs, das Warten verbrachte sie mit Schreiben.
Die letzten zwei Monate dieses Jahres waren sehr schmerzvoll für Humaidon (sie schrieb mehre Artikel darüber in der taz)

Freiheit

»Wenn wir die Freiheit verlieren – was bleibt?« Verletzt ist auch der Glauben an die Sprache, es wird geredet von Demokratie und Frieden, Resultat sind tote Kinder. Aber es muss wieder die Lust am miteinander reden entstehen, was man unter Demokratie versteht, zum Beispiel. Denn wenn man den Glauben an die Sprache verliert, was bleibt dann noch?
Vor dem 12. Juli 2006 (vor dem Krieg) gab es im Libanon ein reiches intellektuelles Leben, jetzt ist es als ob überall der Tod eingetreten wäre …

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