Dietlind Antretter

Literaturfestival Berlin

AnstetterDas Publikum

Man sorgt sich »ob mehr als fünf Zuhörer kommen«, sagt jemand, es sind etwa zwanzig.
Noch kennt das Publikum Dietlind Antretter nicht. Noch spricht Arno Widmann einleitende Sätze zu ihr, die, wie es scheint, am liebsten wieder schnell aufstehen würde – und gehen.

Dietlind Antretter

»Einen Moment möchte ich an Grossmann gedenken, den ich gerne gehört hätte, der heute nicht hier ist, dem etwas geschehen ist, was einem Menschen am schlimmsten passieren kann«, so Antretter – am 12. August 2006 wurde Grossmans Sohn Uri im Südlibanon getötet.

Doch dann ist sie doch da, dann muss sie doch lesen, will lesen.

Der Erzählband

Frau Antretter sagt, ihre erste Geschichte im Erzählband sei auch die erste Geschichte, die sie je geschrieben habe und viele sagen, dies sei auch ihre beste, was sie traurig mache, denn sei sie so viel schlechter geworden? Widmann verweist auf die österreichische Tradition des Understatement und des alles schlecht machens … so sind sie die österreichischen Literaten.

Die Lesung

Und nun liest Dietlind Antretter. Sie liest, als ob sie nicht auffallen will, als ob sie eigentlich gar nicht da ist. Antretter liest Beziehungsgeschichten aus dem Band »Immer wie immer« mit dem Untertitel »Liebesgeschichten«
»Vielleicht vergaß man eines Tages all die Tage und Nächte« – »Er hätte irgendwer sein können – ein Fremder.«

Was es nicht ist

Antretter: »Es sind eigentlich keine Liebesgeschichten«, Titel hätte eher etwas mit »Paare« lauten sollen, Ränder von Liebesgeschichten.

melancholische Entfremdung

»Happy hour«, liest sie, ein entfremdetes Paar, die die happy hour miteinander verbringen »ein Heim dachte sie, was ist ein Heim?«
Melancholische Geschichten mit melancholischer Stimme mit melancholischen Gesten.
Fast traut man sich nicht weiter ihr zuzuhören, will sie überhaupt uns vorlesen, will sie ihre Geschichten überhaupt erzählen, sind die Geschichten überhaupt für jemand anders gedacht, die sie so zurückgenommen vorträgt?

Was ich noch sagen wollte

Widmann bedauert, das Antretter nicht aus »Strandgeschichten« liest, doch Antretter hatte diese in Österreich einmal gelesen und eine Zuhörerin lobte ihre »Kikeriki« beim Vorlesen …

dialogische Irritationen

In jeder Geschichte möchte Antretter eine Irritation einbauen. Es sind Paare in verschiedenen Stadien ihrer Bezeihung.
»Das Buch ist eigentlich voller Dialoge. Ich wollte gerne so viele Menschen reden lassen.«, sie kann sich nicht vom Theater lösen, sagt sie, noch nicht, beschreibt wenig.

Buch-Oper

»Wie Musik, wie in einer Oper?«, fragt Widmann. Und Antretter lächelt »schön, das es jemand gemerkt hat!« und sie habe zu jeder Erzählung eine andere Musik gehört, z. B. von Arvo Pärt »Für Alina«.

Also – was nun?

Bei Amazon habe ich das Buch gebraucht bestellt …
Die Rezension wird folgen …

Kommentar hinterlassen